Stadtgeschichte

Reichenbach

Reichenbach entwickelte sich an einer verkehrsgünstigen Lage im Nordosten des Vogtlandes und erlangte dadurch eine wirtschaftliche Bedeutung am Fernhandel.
Zunächst ist im Bereich der Talterrasse eine umwallte slawische Ansiedlung als vorhanden anzunehmen. Dieser Ortsursprung reduziert sich exakt auf das Gebiet mit der Bezeichnung ‚Osterberg‘ (slawisch ‚ostrog/ostroh‘). Die Siedlung gehörte zur südthüringischen Sorbenmark im Gebiet der Göltzschregion.
Ab dem 10./11. Jh. kamen dann die ersten fränkischen Siedler und gründeten ebenfalls eine Niederlassung in der Altstadt. Das Gebiet um den Osterberg, wo die slawischen Siedler lebten, eigneten sich die Franken im Laufe der Jahre an. Die Slawen wurden in die Altstadt verdrängt. Es entstand ein herrschaftlicher Wirtschaftshof, das ‚Sorggut‘ (slawisch ‚Sorg‘/‚Sorge‘/‚Sorga‘ - als befestigter umzäunter Ort), ein Areal zwischen Raumbach und Schneidenbacher Weg. Im Ortsnamen sind aus dieser historischen Entwicklung slawische und deutsche Wurzeln nachweisbar.
In der Zeit der deutschen Landnahme ab 12. Jh. entstanden in den ehemals slawischen Siedlungsgebieten Herrensitze für die administrative Verwaltung. Ein mehrseitiger wehrhafter Bau wurde auf der prägnanten Höhe am Johannisplatz angelegt (Grundmauern/ Keller Reste des Profanbaus – heute Neuberin-Museum). Dieser Herrensitz ist identisch mit dem 1364 erwähnten „Castrum Rychenbach“, dem urkundlich genannten Schloss der Reußen (zu Plauen) als böhmisches Lehen.
1212 wird der Ort urkundlich erwähnt. Erster urkundlicher Nachweis eines zur namensgebenden Burg gehörenden Adelsgeschlechts ist der 1224 für den Vogt zu Weida auftretende „Henricus de Richinbach“, dem hier ein Herrensitz zugeordnet wird. Der Verwalter Heinrich V., der Jüngere, Vogt zu Greiz und Reichenbach, starb kinderlos 1240. Er erhob vermutlich in seiner Amtszeit Reichenbach zur Stadt.
1260 überträgt Heinrich I., der Ältere, Vogt von Plauen, Herr zu Plauen, Greiz und Reichenbach, das Patronat der Kirche an den deutschen Ritterorden. 1275 bestätigt er den Brüdern des deutschen Hauses den Komturhof. Im Mittelalter besaß der Deutsche Orden (Verwaltungssitz hier bis 1530) viele Flurstücke u.a. ‚An der Kreuzleite‘/‘Kreuzholz‘.
In der Urkunde vom 1. September 1271 wird erstmalig von einer "civitati richenbach" gesprochen. Die Stadt ‚civitas‘ wurde als befestigte Marktsiedlung mit besonderen Verteidigungs-, Handels- und Befestigungsrechten ausgestattet. Gleichzeitig gibt es erste Anfänge einer gewissen Selbstverwaltung durch den von den Bürgern erwählten Rat.
Reichenbach zählt zu den ältesten Städten auf dem einst von Vögten verwalteten Territorium. Günstige Voraussetzungen, wie der Wasserreichtum, waren für die Entwicklung des Tuchmachergewerbes und des später weitreichenden Tuchhandels gegeben. Nach dem 30jährigen Krieg gab es im Tuchmachergewerbe einen bedeutenden Aufschwung. Leider ging der Wohlstand der Stadt mit dem Nachlassen der Konjunktur seit 1700 und durch größere Stadtbrände (1720, 1773 und 1833) merklich zurück.

Industrielle Entwicklung
Die 1825 mit der Streichgarn- und Kammgarnspinnerei einsetzende Industrialisierung brachte einen neuen Aufschwung, der die Einwohnerzahl rasch anwachsen ließ. Die frühe Bahnanbindung an Dresden, Leipzig, Hof und Plauen begünstigte enorm die industrielle Entwicklung der Stadt nach 1846.
Seit 1863 entstanden mechanische Webereien, Tuchfabriken, Appreturanstalten und Färbereien.
Gegen Ende des 19. Jh. kamen Betriebe der Eisenverarbeitung und Anfang des 20. Jh. der Papierverarbeitung hinzu.
August Horch, der Pionier der Automobilindustrie, baute von 1902 bis 1904 in seiner Firma Horch & Cie. den Horch Tonneau.
1895 entstand eine Nebenstrecke der Eisenbahn von Reichenbach oberer Bahnhof über Oberreichenbach nach Reichenbach unterer Bahnhof bis zum Bahnhof Mylau. Die Strecke wurde später nach Lengenfeld/Vogtland (1902/05) im Göltzschtal weitergeführt. 
Auch die Textilbetriebe im Heinsdorfer Grund benötigten dringend einen Bahnanschluss. 1902 wurde die ‚Rollbockbahn’, eine schmalspurige Industriebahn (1000mm-Spur) von Reichenbach unterer Bahnhof nach Oberheinsdorf angelegt (Stilllegung zum 1.1. 1963).
Ab 1909 besaß die Stadt ein Elektrizitätswerk mit Überlandzentrale. Für die Trinkwasserversorgung entstand 1926 ein 28 m hoher Wasserturm auf der ehemaligen "Galgenleite". Zum Wahrzeichen der Stadt geworden, prägt er seither die Silhouette und gilt als einzigartig in Deutschland durch seine funktionalistische Bauweise.
Im gleichen Baustil des Bauhauses entstand in den Jahren 1926 und 1927 der Gebäudekomplex der "Höheren Textilfachschule". Heute setzt die Westsächsische Hochschule Zwickau/Hochschulteil Reichenbach die Tradition der textilen Ausbildungsstätte fort. Reichenbach gilt als eine renommierte Adresse für den Bildungsstandort der Fachrichtungen Textil- und Ledertechnik.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten brach 1933 eine neue Zeit an. Nach der Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler fand am 31. Januar eine nationalsozialistische Großkundgebung auf dem Marktplatz mit anschließendem Fackelumzug statt.
Bereits am 2. Februar begannen im Stadtgebiet und Umland Hausdurchsuchungen in Gewerkschaftshäusern, Parteiheimen und bei Privatleuten nach verbotenen Schriften, Waffen, Munition u. ä., die sich im Monat März noch verschärften.
Nach der Reichstagswahl vom 5. März besetzten am 8. März SA und SS das Rathaus und das Volkshaus am Markt und hissten Hakenkreuzfahnen und schwarzweißrote Reichsflaggen. Der Marktplatz wurde abgeriegelt. Am Tag darauf begann die Verhaftung von Funktionären der KPD und SPD sowie Bibelforschern, Juden und anderen unliebsamen Personen.
Nach einer Verordnung des Ministeriums des Innern wurden ab dem 16. März alle Stadtverordneten und Stadträte der KPD, SPD und Oppositionen aus der Stadtverwaltung ausgeschlossen. Am 20. März besetzen Plauener SS-Angehörige (SS-Staffel) nach erneuter Durchsuchung das Volkshaus.

„Goldener Anker“/„Volkshaus“  

Der Gasthof „Goldener Anker“ am Markt 5 wurde 1919 von der „Volkshaus GmbH“ käuflich erworben und von der SPD als Volks- und Gewerkschaftshaus eingerichtet. Es war Sitz und Versammlungslokal der SPD-Ortsgruppe und verschiedener Gewerkschaften.
Bei einer Hausdurchsuchung am 8. März 1933 durch SA- und SS-Leute wurden 50 Spaten, zahlreiche Stuhlbeine, Tornister und elektrischer Leitungsdraht gefunden und beschlagnahmt. Gegen den Willen der Eigentümer wurden Hakenkreuzfahnen gehisst. Am 16. März erfolgte eine weitere Durchsuchung des Gebäudes und man beschlagnahmte diverse Musikinstrumente des Reichsbanners. Vier Tage später brachte eine erneute Hausdurchsuchung durch Plauener SS-Leute einen Haufen Pflastersteine, Stuhlbeine, Gummiknüppel und Spaten zutage.
Das Volkshaus wurde in der Nacht vom 20. zum 21. März wieder besetzt. Am Morgen danach wurde der Jahrmarkt unterbrochen und für etwa 30 verhaftete Mitglieder SPD-Ortsgruppe folgte ein Marsch, bei dem sie Pflastersteine durch die Straßen der Stadt tragen mussten.  
In den darauffolgenden Wochen erlebte das Volkshaus das dunkelste Kapitel seiner Geschichte. Mit den ersten Massenverhaftungen in Sachsen entstanden eine Vielzahl „wilder“ Lager, die von einzelnen SA-Führern im lokalen Rahmen geschaffen wurden, wie in Annaberg, Hainichen, Hohnstein, Lugau, Limbach-Oberfrohna. Genutzt wurden Zuchthäuser, Gefängnisse, Festungen, Burgen, stillgelegte Fabriken, Arbeitersporteinrichtungen u.a. Eine Ausnahme bildete das Konzentrationslager („Schutzhaftlager“) im Reichenbacher Volkshaus, das von Anfang an unter Leitung der SS stand. In den folgenden Wochen wurden Hunderte Schutzhäftlinge in den Räumlichkeiten verhört und gefoltert. Die Misshandlungen fanden überwiegend in den Nachtstunden statt, tagsüber schliefen die Schläger der „SS-Standarte 7“. Durch die zentrale Lage des Hauses am Markt wurden die Bewohner Zeuge der Schreie der Misshandelten. Empörung machte sich breit und man verlangte Abhilfe von den Stadtvätern. Die NS-Frauenschaft spendete sogenannte „Abdämpfkissen“, um die Schreie zu unterdrücken.
Am 8. April wurde der 50-jährige Robert Schenker aus Elsterberg, Geschäftsführer einer Krankenkasse und Mitglied der SAP, inhaftiert und Opfer der Prügelstrafen. Er stürzte sich am darauffolgenden Tag aus dem zweiten Obergeschoss auf das Pflaster und verstarb an der Unglückstelle.
Das zweite Opfer des Schutzhaftlagers war der KPD-Reichstagsabgeordnete Albert Janka aus Plauen. Über die Umstände zu seinem Tod gibt es keine verlässlichen Nachweise. Er wurde am 13. März im Abort des Volkshaues erhängt aufgefunden.
Auf Grund der Beschwerden verlegte man das Durchgangslager in eine leerstehende Fabrik an der Greizer Straße in Obermylau. Am 16. Mai überführte man rund 200 Häftlinge vom Volkshaus in das neu eingerichtete Konzentrationslager Obermylau, das noch bis Mitte Juni bestand.
Rund 1.200 Häftlinge sollen nach neuesten Forschungen in den Schutzhaftlagern Reichenbach und Obermylau inhaftiert gewesen sein. Nach der Räumung durch die SS wurden am 17. Mai 1933 am Volkshaus die Hakenkreuzfahnen endgültig eingezogen.  

Kriegsende und Stadtübergabe  

Ein angloamerikanischer Bombenangriff zerstörte am 21. März 1945 Teile der Stadt. Insgesamt waren 161 Opfer zu beklagen, 73 Gebäude wurden zerstört und 675 beschädigt.  

Am 12. April verkündete das Führerhauptquartier: „Städte liegen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten. Sie müssen daher bis zum äußersten verteidigt werden … Für die Befolgung des Befehls sind die in jeder Stadt ernannten Kampfkommandanten persönlich verantwortlich.“ Daraufhin ernannte man für die Stadt Reichenbach den Kommandeur des hiesigen 394. Landesschützen-Bataillons, Major Enders, zum Kampfkommandanten  und unterstellte ihm Polizei und Volkssturm.
Auf seine Veranlassung wurden beidseitig der Staatsstraße zwischen Friesen und Greiz Schützenlöcher angelegt und Panzersperren errichtet. Am 14. April wurde Major Enders vom Kampfkommandanten Oberleutnant Spangenberg abgelöst. Auf einer Inspektionsfahrt verunglückte dieser zwei Tage später und kam ins Lazarett Albertschule, sodass nun Major Enders wieder für Reichenbach zuständig war.
In den frühen Morgenstunden des 16. April trafen deutsche Panzer der sogenannten “Gespensterdivision“ ein und bezogen Stellungen bei Cunsdorf, am „Lindenhof“ und am Gasthof Schettler an der Zwickauer Straße, um den Rückzug deutscher Einheiten von Greiz ins obere Vogtland abzusichern. Gegen 16 Uhr tauchten elf amerikanische Panzer bei Neumark auf. Nach einem Schusswechsel zogen sich diese wieder zurück. Für Reichenbach wurde daraufhin „Feindalarm“ ausgelöst. Kurz danach wurde die Autobahnbrücke bei Weißensand gesprengt.
In den späten Abendstunden begann der Durchmarsch deutscher Truppen der 16. Volksgrenadierdivision aus Richtung Greiz. Majors Enders fuhr in den Nachtstunden mit den durchziehenden Einheiten nach Auerbach zum Befehlsempfang. Er erteilte dem Oberbürgermeister ein Verbot, während seiner Abwesenheit eigene Handlungen auszuführen. Kurz vor Mitternacht wurde auch in Mylau und Netzschkau „Feindalarm“ ausgelöst.

Am 17. April morgens zwischen 3 und 7 Uhr setzte Artilleriebeschuss aus Richtung Greiz ein. Die Geschosse schlugen im Stadtpark, an der Robert-Müller-Straße, an der Ingenieurschule, an der Wieland-, Burg- und Landstraße, auf dem Kirchplatz, in der Altstadt, im Gaswerk, im Textilveredlungswerk, in der Reichsstraße, dem Annenplatz, der Plauenschen und Lengenfelder Straße ein. Granaten explodierten in den Häusern, vier Tote waren zu beklagen. Der Beschuss galt dem Rückzug der deutschen Truppen durch Reichenbach nach Auerbach.
Gegen 8 Uhr flogen Tiefflieger über das Stadtgebiet und warfen Bomben, die weitere Opfer forderten. Mutige Bewohner hängten die ersten weißen Fahnen in ihre Fenster. Vom Wasserturm aus beobachtete der Gastwirt amerikanische Panzer im Göltzschtal und in Neumark. Auftragsgemäß meldete er die Vorgänge telefonisch dem Oberbürgermeister Dr. Otto Schreiber in der Befehlszentrale im Rathaus.
Max Helbig, der mit seiner Familie ausgebombt war und im Wasserturm eine Notunterkunft bezogen hatte, hisste trotz Verbot und unter Lebensgefahr eine weiße Fahne auf dem Wasserturm. Dieser Vorgang wurde durch ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug beobachtet.
Wiederholt forderten Bürger den Oberbürgermeister zur Stadtübergabe auf. Da er ohne Anweisung des Kampfkommandanten nichts unternehmen durfte, versuchte er ihn telefonisch zu erreichen. Auf Grund unterbrochener Fernleitungen der Post konnte er diesen nicht erreichen. Dr. Schreiber blieb damit keine andere Wahl als die Selbstentscheidung. Nach 10 Uhr entschloss er sich, den amerikanischen Truppen entgegen zu fahren. Von den angesprochenen Personen waren nur Polizeileutnant Walter Schreiner und Feuerwehrunterführer Hermann Thoss zu der gefährlichen Fahrt bereit. Da das Polizeiauto auf dem Marktplatz zerschossen war, schlug Schreiner vor, die „Überlandspritze“ der Feuerwehr zu nehmen. Zur Mittagszeit schien der richtige Zeitpunkt für die Stadtübergabe gekommen zu sein. Kurz nach 13 Uhr übergab der Oberbürgermeister die Stadt an der Landesgrenze bei Greiz und verhinderte damit noch rechtzeitig den geplanten Angriff von 110 Bombern, der ab 4 Uhr nachmittags beginnen sollte.

Am 17. April 1945 kam Reichenbach kurzzeitig unter amerikanische Besatzung. Die amerikanische Besatzungszeit dauerte bis Ende Juni. Der Einmarsch der Sowjetarmee erfolgte am 1. Juli 1945.

M. Igl, Stadtarchiv

Im Zuge der Verwaltungsreform in der DDR ab 1.9.1952 wurde der Kreis Reichenbach mit 23 Gemeinden und über 55.000 Einwohnern gebildet. Obwohl er mit 155 km² einer der kleinsten der 24 Kreise des Bezirkes Karl-Marx-Stadt war, gehörte er zu den dichtbesiedelten.
Mit dem Volksentscheid 1946 in Sachsen entstanden die ersten volkseigenen Betriebe. 1972 wurden die verbliebenen mittelständischen Privatbetriebe in Volkseigentum umgewandelt und zu Kombinaten zusammengeschlossen.
Etwa bis 1954 war die Textilindustrie in Reichenbach vorherrschend. Betriebe der Metallverarbeitung verzeichneten ein enormes Wachstum: VEB Renak-Werke - Hauptproduzent von Radnaben und Kupplungen für PKW und Krafträder, VEB Transformatorenwerk - Hauptproduzent von Trocken- und Öltransformatoren und Schweißstromquellen, VEB Maßindustrie - Hersteller von Messwerkzeugen. Bekannte Produzenten waren die Druckwerke Reichenbach und der Verlag Bild und Heimat (größter Postkarten- und Kalenderhersteller der DDR).

Der Strukturwandel nach der politischen Wende führte zu neuen Prioritäten. Dieser zeigte sich deutlich in der regen Bautätigkeit, so im Straßen- und Leitungsbau, in Gebäudesanierungs- und Neubaumaßnahmen.
Es kam zu zahlreichen Ausgründungen aus den ehemaligen Großbetrieben. Auch aus dem großen Bedarf auf dem Bau- und Dienstleistungssektor sowie im Handelsgewerbe resultierten zahlreiche Neugründungen kleiner und mittelständiger Firmen.
Trotzdem brachen weit mehr Arbeitsplätze weg, als neue Stellen geschaffen werden konnten. Beispielsweise konnten im Textilsektor nur sehr wenige Arbeitsplätze erhalten werden.
Der Abriss der Industriebrachen erfolgte und erfolgt seit vielen Jahren kontinuierlich.
Am 1.1.1996 verlor Reichenbach den Kreissitz. Der Kreis Reichenbach ging im Vogtlandkreis auf. Am 1.4.1997 erhielt Reichenbach im Rahmen der vom Freistaat Sachsen eingeleiteten Kreisreform den Status „Große Kreisstadt“.
Das Gebiet um die Stadt Reichenbach ist ein Raum mit Verdichtungstendenzen. Regional gesehen ist Reichenbach ein Mittelzentrum mit Versorgungsfunktionen für das Umland.
Am 1. Januar 2016 fusionierten die Städte Reichenbach und Mylau. In der neuen Stadt Reichenbach leben rund 21.500 Einwohner.

Wappenbeschreibung: In Blau eine goldene Mauer mit zwei rotbedachten goldenen Türmen, jeder mit einem großen und zwei kleinen Fenstern, der rechte mit goldenem Knopf, der linke mit goldener Fahne; zwischen den Türmen golden nimbiert und gekleidet der heilige Petrus mit silbernem Gesicht und silbernen Händen, in der Rechten einen goldenen Schlüssel und in der Linken ein Buch mit rotem Einband und silbernem Buchblock haltend.

Mylau

Mylau befindet sich in der Nähe der berühmten Göltzschtalbrücke im nördlichen Vogtland und unweit von Reichenbach. Oberhalb des Eisenbahnviadukts füllt der Ort (ca. 3000 Einwohner) das gesamte Tal und die benachbarten Hänge aus (290-370m ü. NN). Mylau ist verkehrsgünstig angebunden. Das reizvolle untere Göltzschtal bildet den landschaftlichen Rahmen der Kleinstadt.
Mylau verdankt seine Entstehung der Burg. Im Zuge der deutschen Besiedlung des Vogtlandes wurde sie um 1180 auf einem Felssporn im Mündungstal von Göltzsch und Raumbach errichtet. Sie war Mittelpunkt der 1212 erstmals genannten gleichnamigen Herrschaft. Dieses Gebiet gehörte zunächst zum Reichsland, gelangte 1212 als Schenkung Kaiser Friedrich II. an Böhmen, bis es 1422 zu Sachsen kam. Der Kaiser und Böhmenkönig Karl IV. besuchte 1367 seine Burg Mylau und verlieh der Siedlung unterhalb von ihr das Stadtrecht, woran sein Bild im Stadtwappen erinnert.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die Handweberei zum wichtigsten Erwerbszweig.
Bereits seit 1772 als Adelssitz aufgegeben, nahm die Burg 1808 zeitweilig eine große Baumwollspinnerei auf. 
1836 wurde in Mylau die erste Dampfmaschine des sächsischen Vogtlandes aufgestellt.
Zusammen mit Reichenbach und Netzschkau entwickelte sich die Stadt seit um 1860 zu einem bedeutenden Standort der sächsischen Textilindustrie. Nach 1918 kam als weiterer wichtiger Produktionszweig die Metallverarbeitung hinzu.

Kaiser Karl IV. spielt in der Symbolik Mylaus eine zentrale Rolle. So zeigt das 1897 bestätigte Wappen der Stadt Mylau den Kaiser, allerdings in barockem Krönungsornat. Nach der Überlieferung war es Karl selbst, welcher der Stadt das Wappen mit seinem Bild verlieh. Wappenverleihungen an Städte, und da zunächst an große, treten jedoch erst nach 1440 auf.
Wie aber kam der Kaiser ins Stadtwappen? Man kann sich folgendes vorstellen: An der originalen Mylauer Stadtrechtsurkunde hing das kaiserliche Siegel. Es zeigt Kaiser Karl IV. auf dem Thorn sitzend, mit Zepter und Reichsapfel, zu beiden Seiten mit den Wappen des Reiches und Böhmens. Das dieses Siegel die einzige bildliche Hinterlassenschaft des Herrschers in Mylau war, dürfte es als Vorbild für die Anfertigung des 1454 zuerst bezeugten städtischen Siegels herangezogen worden sein.
Von: Andreas Raithel, Wappen der Stadt Mylau, Mylau – eine Burg Kaiser Karl IV. aus: Mitteilung des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e.V. 2/2000