Persönlichkeiten

1. Die Ehrenbürger unserer Stadt

  • Robert Wilke (1804-1889), Oberingenieur beim Bau der Göltzschtal- und Elstertalbrücke und Leiter der Reichenbacher Kommunalgarde
  • Wilhelm Usbeck (1807-1883), Kaufmann, für sein Engagement für die 1858 gegründete Sparkasse
  • Johann Carl Friedrich Jacob (1805-1877), Schul-Rektor, für seine Verdienste im Schulwesen
  • Fürst Otto von Bismarck (1815-1898), anlässlich seines 80. Geburtstages, gleichzeitig in 72 weiteren sächsischen Städten zum Ehrenbürger ernannt
  • Carl Heinrich Müller (1828-1900), Unternehmer. Als Lehrer und Direktor der von Bruno Weinhold 1848 in Reichenbach gegründeten Webschule hatte er maßgeblichen Anteil bei der Entwicklung der ältesten höheren textilen Ausbildungsstätte in Deutschland.
  • Hugo Klinkhardt (1842-1906), Bürgermeister. In seine Amtszeit fallen wichtige Entscheidungen für die Entwicklung der Stadt, wie der Straßenbau, der Ausbau der Trinkwasserversorgung und des Eisenbahnnetzes, der Schulbau (Real- und Webschule), die Anlage des Stadtparks und der "Schönen Aussicht" sowie die Einweihung des "Kaiserhofes" 1898 (heute Neuberinhaus)
  • Leonie Sarfert (1831-1913), Unternehmerin, für ihr soziales Engagement. Das Haus Am Graben 7 ließ sie als "Kleinkinderbewahranstalt" errichten und schenkte es 1907 der Stadt.
  • Prof. Otto Eduard Schmidt (1855-1945), Lehrer, Forscher und Autor der "Kursächsischen Streifzüge"
  • Dr. Wilhelm Polster (1867-1929), Oberbürgermeister. Während seiner Amtszeit wurde die Stadt 1909 "elektrifiziert", 1910 die Wohnungsbaugenossenschaft "Gartenstadt" gegründet, die Hansa- und Gewerbeschule eingeweiht, die Wasserversorgung erweitert und der Wasserturm -das Wahrzeichen von Reichenbach- errichtet.
  • Philipp Wagner (1867-1946), Bürgermeister. Er engagierte sich besonders im Sozialwesen, dazu gehörten der Ausbau und die Modernisierung des städtischen Krankenhauses. Weiterhin förderte er das Schulwesen, die Feuerwehr sowie das Friedhofs- und Polizeiwesen. 1934 erschien sein Buch "Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde der Stadt Reichenbach i.V. bis zum Jahre 1800".
  • Prof. Dr. Dr. Kurt Schwabe (1905-1983), Wissenschaftler. Er wurde 1949 zum Direktor des Instituts für Elektrochemie und physikalische Chemie an der Technischen Hochschule Dresden berufen. Von 1961 bis 1965 war er Rektor dieser Hochschule und auch von 1957 bis 1967 verantwortlich für den Bereich Radiochemie am Zentralinstitut für Kernforschung in Rossendorf. Seine Forschungen sind eng verbunden mit dem Institut in Mainsberg, über 50 Patente tragen seinen Namen.
  • Prof. Dr. Dr. Heinrich Dathe (1910-1991), Zoologe. Er war Gründer und langjähriger Leiter des Berliner Tierparks.
  • Gretchen Knoch (1909-2005), Antifaschistin und Widerstandskämpferin. Als Kommunistin kämpfte sie gegen den Hitlerfaschismus, arbeitete nach 1945 in verschiedenen öffentlichen Ämtern und sah es als wichtige Aufgabe an, die Jugend über den Faschismus aufzuklären.
  • Prof. Wolfgang Mattheuer (1927-2007), Maler und Grafiker. Ab 1957 arbeitete er als Dozent und zwischen 1965 bis 1974 als Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Danach wurde er freischaffend tätig, gehörte zu den Mitbegründern der "Leipziger Schule" und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Anlässlich seines 60. Geburtstages ehrte ihn seine Geburtsstadt mit der Ehrenbürgerwürde.
  • Otto Paetz (1914-2006), Maler und Grafiker, anlässlich seines 90. Geburtstages
  • Dr. med. Hans-Günter Ehlert (geb. 1941), Arzt. Der verdienstvolle Mediziner ist sein gesamtes Berufsleben mit dem Krankenhaus in Reichenbach verbunden. Als Chefarzt hat er maßgeblich die erfolgreiche Entwicklung des Reichenbacher Klinikums beeinflusst.
  • Generalmusikdirektor Stefan Fraas (geb. 1962), Geschäftsführer und Intendant der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach. Stefan Fraas war ab 1988 Kapellmeister des Staatlichen Vogtlandorchesters Reichenbach. 1992 wurde er Dirigent und Geschäftsführer der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach. Seit 1995 ist er Intendant der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach. Stefan Fraas wurde 2018 mit der Neuberin-Medaille geehrt. 2020 wurde ihm der Sächsische Verdienstorden verliehen. 2022 erhielt Stefan Fraas die Ehrenbürgerwürde der Stadt Reichenbach. Außerdem wurde er mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.   

Ehrenbürger der Stadt Mylau:

  • Adolf Förster (1919-2023), langjähriger Eisschnelllauf-Trainer und Abteilungsleiter des TSV Vorwärts Mylau, für seine erfolgreiche Sportarbeit, besonders im Kinder- und Jugendbereich
  • Gotthold Lange (geb. 1932), evang.-luth. Pfarrer i.R.
  • Josef Wetzl (1930-2016), Maler und Grafiker, anlässlich seines 80. Geburtstages

2. Bekannte, weniger bekannte und berühmt gewordene Personen aus der Geschichte Reichenbachs (Auswahl)

Schriftsteller, Philosoph, Professor

geb. am 12. Juni 1884 in Reichenbach
gest. am 9. November 1966 in Heidelberg

Der Sohn eines Pfarrers verbrachte die ersten fünf Lebensjahre in Reichenbach. Die Schulzeit verlebte er in Dresden, wo sein Vater u. a. als Pfarrer an der Frauenkirche predigte. Ab 1902 studierte Benz an den Universitäten Heidelberg, München und Leipzig. Mit der 1908 veröffentlichten Darstellung „Märchendichtung der Romantik“ promovierte er im Oktober 1907 zum Doktor der Philosophie. Seit 1910 wohnte er mit seiner Familie als Privatgelehrter in Heidelberg. Er beschäftigte sich vielseitig und tiefgründig mit Literatur, Musik und Philosophie, hielt dazu Vorträge und verfasste Aufsätze und Bücher. 1923 erschien das Werk „Die Stunde der deutschen Musik“. Ab 1928 schrieb Benz zahlreiche Neufassungen alter deutscher Literatur. Sein Engagement für die Demokratie und seine wissenschaftlichen Leistungen wurden 1952 mit dem Bundes-verdienstkreuz, 1954 mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Heidelberg und 1957 mit dem Literaturpreis des Landes Nordrhein-Westfalen gewürdigt. Seit 1959 war er Honorarprofessor an der Universität Heidelberg und erhielt im selben Jahr das Große Bundesverdienstkreuz. Zehn Jahre nach seinem Tod beschloss die Stadt Heidelberg die Stiftung einer „Richard-Benz-Medaille“ für Kunst und Wissenschaft.

Goetheforscher, Bibliothekar, Professor

geb. am 12. April 1885 in Reichenbach
gest. am 8. November 1960 in Frankfurt (Main)

Nach dem Besuch des Realgymnasiums in Reichenbach und des humanistischen Gymnasiums in Altenburg studierte Beutler von 1904 bis 1911 an den Universitäten Tübingen und Leipzig Germanistik, Geschichte und alte Sprachen. 1909 promovierte er in Leipzig zum Doktor der Philosophie. Von 1912 bis 1925 war er als Bibliotheksrat an der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg tätig, wo er zuletzt die Handschriftenabteilung leitete. 1925 habilitierte Beutler an der Universität Hamburg mit einer Arbeit zur früh-humanistischen Tragödie. Am 1. Oktober 1925 berief man ihn zum Direktor des Freien Deutschen Hochstiftes in Frankfurt am Main. Gleichzeitig übernahm er die Direktion des Goethemuseums in Goethes Geburtshaus in Frankfurt. Zwischen 1927 und 1933 war er als Hochschullehrer tätig. Seine rhetorisch meisterhaft und mit menschlicher Wärme gehaltenen Vorlesungen brachten ihm große Anerkennung bei den Studenten. Als 1944 das Goethehaus durch Bombenangriffe zerstört wurde, hatte Beutler rechtzeitig Inventar, Dokumente und Bibliothek ausgelagert. Dadurch war es möglich, das Haus nach dem Krieg originalgetreu wiederherzustellen. Seit 1946 als ordentlicher Professor an der Universität Frankfurt, bemühte er sich um eine umfassende und moderne Ausgabe der Werke Goethes. Es erschien ab 1949 eine von ihm betreute 24-bändige Ausgabe. In seinen letzten Lebensjahren knüpfte Beutler enge Kontakte zu den klassischen Gedenkstätten der deutschen Literatur in Weimar. Anlässlich seines 80. Geburtstages wurde am 12. April 1965 eine Gedenktafel am Geburtshaus in der Bahnhofstraße 69 enthüllt.

Maler und Grafiker

geb. am 2. Juni 1929 in Mylau
gest. am 29. November 2010 in Reichenbach

Nach dem Abschluss der Volksschule in Mylau erlernte Fredo Bley 1943 bis 1946 den Beruf eines Lithographen beim Kunstverlag Firma Carl Werner. Etwa gleichzeitig lernten hier auch die Reichenbacher Wolfgang Mattheuer, Alfred Hirsch und Karl Rödig. Nach seiner Lehre arbeitete Fredo Bley in der Land- und Forstwirtschaft. Von 1948 bis 1956 nahm er eine weitere Lehre und gleichzeitig die Tätigkeit als Dekorations- und Schriftenmaler auf. In dieser Zeit verlegte er seinen Wohnsitz nach Buchwald. Fredo Bley wurde 1952 durch die Landesgutachterkommission Sachsen in den Verband Bildender Künstler aufgenommen. Von 1957 bis 1964 arbeitete er als Ziegeleiarbeiter in der Ziegelei Limbach. Von 1964 bis 1968 leitete er einen Zirkel Bildende Kunst in Lengenfeld und von 1978 bis 1989 in der NEMA-Netzschkau. Seit 1966 war er als freischaffender Künstler tätig, ab 1992 Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler und fand 1995 Aufnahme im Internationalen Künstlerlexikon. Auf die Frage hin, warum er male, antwortete Fredo Bley „man folgt einem inneren Drang. Von frühester Jugend an war ich von der Sehnsucht erfasst, meine Empfindungen in der mich umgebenen Natur durch die Bildsprache sichtbar zu machen.“ und nannte sich zu Recht den „letzten Freilichtmaler des Vogtlandes“.   Damit reiht er sich in die Traditionslinie der vogtländischen Landschaftsmalerei  des 20. Jh. Fredo Bley konnte auf etwa 60 Ausstellungen zurückblicken, u.a. eine Personalausstellung 1999 in Reichenbach und er beteiligte sich 2001 an der Ausstellung „Beispiele zeitgenössischer Kunst in den Neuen Ländern“ im Bundeskanzleramt in Berlin. Anlässlich seines 80. Geburtstages 2009 zeigten Personalausstellungen im Neuberin-Museum, in Oelsnitz und Hohenstein-Ernstthal einen spannenden Einblick in sein gesamtes künstlerisches Lebenswerk und es erschien der Katalog „Fredo Bley. Malerei: eine Auswahl 1999-2009“ in der Schriftenreihe des Neuberin-Museums.

Organist, Komponist, Dirigent

geb. am 6. September 1884 in Leipzig
gest. am 21. Juli 1952 in Reichenbach

Nach dem Besuch der Volksschule besuchte Böhme von 1899 bis 1905 das Lehrerseminar in Grimma. Seine drei Hilfslehrerjahre verbrachte er in der Knabenbürgerschule in Wurzen. Danach wandte er sich vom Lehrerberuf ab, um sich der Musik zu widmen. Die Stadt Reichenbach wurde auf den jungen Musiker aufmerksam und stellte ihn am 1. Juni 1910 als Kantor der Peter-Paul-Kirche an. Mit dem Amt war auch der Musikunterricht an der Bürgerschule verbunden. Den Kirchendienst gab er Ostern 1948 auf. Kantor Böhme setzte bei den Stadtvätern die Gründung einer städtischen Kapelle mit 20 gelernten Musikern durch. Der Lehrergesangsverein entwickelte sich zu einem großen und leistungsstarken Chor. Ein Frauenchor, dem bis zu 120 Sängerinnen angehörten, ermöglichte die Aufführung großer chorsinfonischer Kompositionen. Unter seiner Leitung erklangen in Reichenbach zahlreiche bedeutende Werke, was ihm hohe Anerkennung verschaffte. Seine Treue zur Stadt würdigte man mit der Ernennung zum „Städtischen Chormusikdirektor“. Böhme galt als Tondichter der geistlichen Musik. Ein Verzeichnis weist 120 Werke auf, die im In- und Ausland aufgeführt wurden, darunter sieben große Oratorien (u.a. „Die Jünger“, „Der Heiland“, „Bilder aus einer alten Stadt“) und vier Sinfonien. Presse und Publikum feierten Böhme euphorisch. Nach seiner Pensionierung entstanden die drei Kinderopern „Kolumbus“, „Die Schildbürger“ und „Das Spiel von der schönen, jungen Lilofee“.

Zoologe, Ornithologe, Tierparkdirektor

geb. am 7. November 1910 in Reichenbach
gest. am 6. Januar 1991 in Berlin

Dathe verbrachte seine Kinderjahre in Reichenbach und besuchte zunächst die Bürgerschule und das Realgymnasium. Von Kind an interessierte er sich für die heimische Fauna und Flora, insbesondere jedoch für die Vogelwelt. 1924 zog die Familie nach Leipzig und er besuchte die berühmte Nikolaischule. Danach studierte er an der Universität Leipzig Zoologie, Botanik, Mineralogie und Geologie. Ab 1934 wirkte Dathe als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zoologischen Garten Leipzig. 1936 erwarb er den Doktortitel. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft war Dathe ab 1950 wieder am Leipziger Zoo tätig und erhielt bald einen Lehrauftrag an der Universität. Sein eigentliches Lebenswerk begann im August 1954, als man ihn mit dem Aufbau des Tierparks in Berlin Friedrichsfelde betraute. Der von ihm bis 1990 geleitete Tierpark wurde zu einer weltbekannten und beliebten Einrichtung mit einzigartigen Zuchtergebnissen. 1957 wurde ihm der Professortitel verliehen. Dathe leitete außerdem die zoologische Forschungsstelle für Wirbeltierforschung an der Akademie der Wissenschaften der DDR. In seinen zahlreichen Publikationen, seinen Radio- und Fernsehsendungen ( „Im Tierpark belauscht“, „Tierpark-Teletreff“) kam er auch auf seine vogtländische Heimat zu sprechen und zeigte sich als Kenner der heimischen Vogelwelt. Als Fachautor ersten Ranges veröffentlichte er mehr als tausend wissenschaftliche Arbeiten und war Herausgeber der internationalen Zeitschrift „Der Zoologische Garten“. Neben zahlreichen nationalen Ehrungen erhielt Prof. Dathe am 24. März 1982 die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsstadt. Am 7. November 1999 wurde an seinem Geburtshaus in der Weinholdstraße 3 eine Gedenktafel enthüllt.

Künstler, Illustrator, Lehrer, Zeicheninspektor in Leipzig

geb. am 4. April 1832 in Reichenbach
gest. am 14. Juni 1911 in Leipzig

Flinzer zog achtjährig mit seinen Eltern nach Dresden und besuchte dort bereits mit 17 Jahren die Kunstakademie. Sein besonderes Interesse galt Natur- und Tierstudien. Gern beobachtete er spielende Kinder, um sie zu zeichnen. Pädagogisches Verständnis und Geschick veranlassten ihn, zur Reform des damaligen Zeichenunterrichts beizutragen. Ab 1859 wirkte er als Zeichenlehrer an einer Realschule in Chemnitz. Er unterrichtete seine Schüler im Freihandzeichnen und erzog zum bewussten Sehen. In seinem 1876 erschienenen „Lehrbuch des Zeichenunterrichts“ hat er diese Methode wissenschaftlich dargestellt. Er war Mitbegründer der „Kunsthütte“ und Mitglied der Chemnitzer Freimaurerloge. Seine Erfolge und sein pädagogischer Ruf veranlassten den Leipziger Stadtrat, Flinzer nach Leipzig zu holen und 1873 als Inspektor für Zeichenunterricht einzustellen. Als Illustrator von rund 60 Kinder-, Tier- und Märchenbüchern hatte er großen Erfolg. Sein Markenzeichen wurden Illustrationen mit vermenschlichten Tieren („König Nobel“, „Der Tierstruwwelpeter“ u.a.). Flinzer ist auch als der „Sächsische Katzen-Raffael“ bekannt. 1895 erfolgte die Ernennung zum Professor durch König Albert von Sachsen. Anlässlich seines 75. Geburtstages wurde 1907 in Reichenbach die Straße Am Bahnhof in Fedor-Flinzer-Straße umbenannt.

Ingenieur, Industrieller

geb. am 15. Juli 1905 in Reichenbach im Vogtland
gest. am 19. Februar 1966 in Heppenheim an der Bergstraße

Foerster wurde als zweiter Sohn eines Textilingenieurs/Fabrikwebers (in der Weinholdstr. 47) geboren. Er besuchte das Reichenbacher Gymnasium und studierte nach dem Abitur Maschinenbau an der Ingenieurschule Zwickau und der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg. Nach seinem Studienabschluss 1928 arbeitete er zunächst bei der Krupp AG und bei der Fa. Jaeger & Co. 1929 heiratete er in Reichenbach. In seiner Freizeit war Foerster begeisterter Motorrad-Rennfahrer und Pilot. Durch seine frühere Tätigkeit als Konstruktionsingenieur bei BMW kam er 1929 zum Flugzeugmotorenwerk Frunse in der damaligen Sowjetunion, für das er als Flugzeugmotoren-Konstrukteur in Moskau arbeitete. Bereits nach kurzer Zeit kam es zu Spannungen zwischen ihm und den Partei-Vertretern, in deren Folge er das Land verließ.

Noch in der Reichenbacher Zeit hatte er japanischen Studenten bei einem Austausch mit dem örtlichen Schwimmklub kennengelernt. Über sie fand er eine Anstellung in Japan und reiste 1931 aus Russland über Sibirien nach Fernost. Er eröffnete zunächst in Tokio eine Werkstatt für Motorräder, Autos und Dieselmotoren, produzierte Ersatzteile, entwarf und baute dafür eine Spezialmaschine, die es vor Ort nicht gab und importierte Zündapp-Motorräder. Im Jahr 1938 gründete er die Deutsch-japanische Werkzeugmaschinenfabrik und wurde zu einem der führenden Industriellen Japans.
In Tokio arbeitete Willy Foerster eng mit dem „Jüdischen Flüchtlingskomitee“ zusammen. Er beschäftigte in seiner Fabrik zahlreiche jüdische Flüchtlinge aus Deutschland und den von Deutschland besetzten Gebieten und finanzierte deren Ausreise nach Japan. Trotz massiven Drucks der deutschen Partei- und Auslandsvertretung weigerte er sich, seine jüdischen Mitarbeiter zu entlassen. Er distanzierte sich öffentlich von der NS-Politik und bezeichnete sich als staatenlos. Bereits 1936 wurde er tatsächlich ausgebürgert.
Auf Grund seiner Zivilcourage und des Widerstands gegen auch in Japan agierende Nationalsozialisten wurde Foerster mit seiner zweiten Ehefrau Hideko, einer Japanerin, und mehreren Mitarbeitern am 24. Mai 1943 auf Betreiben deutscher Behörden unter dem Vorwand der Spionage für die Sowjetunion festgenommen und gefoltert. Während der Haftzeit nötigte man ihn zum Verkauf seines Unternehmens. Nach seiner Entlassung im Juni 1944 stellte man ihn unter Hausarrest.
Am 17. Mai 1945 wurde er erneut interniert. Nach der Befreiung des Lagers durch die Amerikaner im August 1945 lebte er zunächst in seinem Haus am See Noriji auf Hokkaido. Statt der Würdigung seines Wirkens wurde Foerster nun als Krimineller und kriegswichtiger Rüstungsfabrikant denunziert. Sein gesamtes, millionenschweres Vermögen wurde zu Reparationszwecken beschlagnahmt und die Familie 1947 nach Deutschland zwangsrepatriiert. In Bensheim an der Bergstraße wagte er Anfang der 1960er Jahre einen Neuanfang mit der Fa. „Stahlbau Foerster“. Es gelang ihm nicht mehr, an seine früheren Erfolge anzuschließen, zumal er jetzt erneut als kommunistischer Spion diffamiert wurde.
Nach jahrelangen Rechtsstreitigkeiten wegen Verleumdung bestätigten deutsche Gerichte erst kurz vor seinem Tod Foersters NS-Gegnerschaft. Das verlorene Vermögen erhielt die Familie nie zurück.

Quelle: Clemens Jochem: Der Fall Foerster: Die deutsch-japanische Maschinenfabrik in Tokio und das Jüdische Hilfskomitee, Berlin 2017.

Schriftsteller, Psychologe, Bürgerrechtler

geb. am 19. Dezember 1950 in Reichenbach
gest. am 9. Mai 1999 in Berlin

Nach dem Abitur 1969 und dem Facharbeiterabschluss bei der Deutschen Reichsbahn trat Fuchs seinen Militärdienst bei der Nationalen Volksarmee an. Erste literarische Veröffentlichungen erschienen von ihm seit 1971 in Zeitschriften und Anthologien. Ab 1971 studierte er in Jena Sozialpsychologie und trat 1973 in die SED ein. In Gedichten und Prosastücken, die er in öffentlichen und privaten Lesungen vortrug, wendete er sich gegen die Militarisierung der DDR-Gesellschaft. Dies führte 1975 zum Ausschluss aus der SED und der FDJ. Seine Diplomarbeit wurde abgelehnt und wenige Tage vor der Abschlussprüfung wurde er exmatrikuliert. Fuchs erhielt Publikationsverbot und arbeitete als Transportarbeiter und Pfleger. Im November 1976 wurde er nach öffentlichem Protest gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann verhaftet und verbrachte neun Monate in Untersuchungshaft. Nach seiner Abschiebung 1977 nach Westberlin arbeitete er als freischaffender Schriftsteller. Seine Erfahrungen in der DDR verarbeitete er in mehreren Büchern („Gedächtnisprotokolle“, „Vernehmungsprotokolle“, „Tagebuchnotizen“, „Fassonschnitt“, „Das Ende einer Feigheit“ u.a.). 1990 beteiligte er sich an der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit. Als Schriftsteller stellte er zunehmend psychologische Aspekte der Verfolgung von Menschen in den Mittelpunkt („... und wann kommt der Hammer?“, „Magdalena“).
An seinem Geburtshaus Am Mühlgraben 3 erinnert seit dem 19. Dezember 1999 eine Gedenktafel. Im Mai 2001 erhielt die Stadtbibliothek Reichenbach den Namen „Jürgen-Fuchs-Bibliothek“.

Pionier und Unternehmer im Automobilbau

geb. am 12. Oktober 1868 in Winningen/Mosel
gest. am 3. Februar 1951 in Münchberg

Horch begann im Alter von 13 Jahren bei seinem Vater eine Lehre als Schmied. Nach der Lehrzeit ging er auf Wanderschaft und studierte zwischen 1888 und 1891 am Technikum in Mittweida Maschinenbau. Bis zur Anmeldung eines eigenen Gewerbes 1899 in Köln war er als Ingenieur, Konstrukteur und Betriebsteilleiter u.a. in der Neptunwerft Rostock, in der Motorenfabrik Grob & Co. Leipzig und der Fa. Benz & Co. in Mannheim tätig. In zwei Jahren entwickelte er ein selbst konstruiertes Wagenmodell, das zu diesem Zeitpunkt fabrikationsreif ist. Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten und einer großen Konkurswelle im Deutschen Reich fand Horch über Monate keine Geldgeber, die ihn unterstützen wollten. 1902 kam er durch einen Geraer Fabrikanten ins Vogtland und baute zwischen 1902 und 1904 in einer ehemaligen Reichenbacher Spinnerei fast 50 Autos. In Reichenbach wurde der Zweizylinder-Motor mit 10-12 PS zur Serienreife geführt und in fünf verschiedenen Ausführungen gefertigt. Im Mai 1904 gründet er die „A. HORCH & Cie, Motorenwerke AG Zwickau“. Gemeinsam mit Fritz Seidel konstruiert er einen wechselgesteuerten Vierzylinder-Motor mit 2,7 Liter Hubraum („TYP 14-17 PS“). Nach seinem Ausscheiden aus dem Unternehmen und einem Rechstreit wegen Namensmissbrauch werden 1910 die „Audi Automobilwerke GmbH Zwickau“ gegründet mit August Horch als Direktor. Bis zu seinem Tod ist er unermüdlich an der Entwicklung des deutschen Automobilbaus beteiligt – als Sachverständiger, Gutachter, Vorstands- und Aufsichtsratmitglied. Seine Verdienste wurden mit der Ehrenbürgerschaft der Stadt Zwickau (1939) und seiner Geburtsstadt Winningen (1949) gewürdigt.

Maler und Grafiker

geb. am 2. September 1927 in Reichenbach
gest. am 25. September 2016 in Leipzig

Nach dem Schulbesuch in Reichenbach und Netzschkau erlernte er von 1942-46 bei der Reichenbacher graphischen Kunstanstalt Schmidt & Artinger den Beruf eines Lithografen. 1946 beteiligte er sich erstmals an einer Kunstausstellung im Stadt- und Heimatmuseum Reichenbach. Von 1947 bis 1951 studierte Günter Horlbeck an der Leipziger Kunstakademie (HGB) bei den Professoren Ernst Hassebrauck und Max Schwimmer. 1952 wurde Günter Horlbeck an die Hochschule für Bildende Künste (HBK) Dresden mit Lehrtätigkeit an der neu gegründeten Abteilung Grafik berufen. Er erhielt 1957 eine Dozentur und wurde später der Leiter der Abteilung Grundstudium Malerei und Grafik an der HBK Dresden. 1967 erfolgte die Ernennung zum Professor und er übernimmt die Leitung der Fachklasse und Fachrichtung Grafik. 1977 entstehen die Bildwerke Alptraum eines Genetikers, Warten und Geflügelte Zeit (Museum der bildenden Künste Leipzig). 1980 erhielt Günter Horlbeck den Kunstpreis der Stadt Leipzig für Malerei und Grafik. Es folgt im gleichen Jahr die Ernennung zum ordentlichen Professor. In den 80er Jahre beschäftigen ihn ‚Die innere und äußere Realität‘; es entstehen großformatige Bilder mit treffsicheren Form- und Farbturbulenzen u.a. Maske (1981) oder Das hölzerne Pferd (1986). Nach dem 65. Geburtstag, von 1992 bis 1994 führt er die Lehrtätigkeit als Professor der Klasse Malerei/Grafik an der HBK Dresden fort. In dieser Zeit entsteht nach seiner Italienreise der Zyklus Toskana.
In eigener Sache: 2002 übergibt er die Günter-Horlbeck-Stiftung an das Museum der bildenden Künste in Leipzig. 2006 folgt eine umfangreiche Schenkung seiner druckgrafischen Werke an seine Vaterstadt Reichenbach. Anlässlich seines 80. Geburtstages wird zur Personalausstellung das vollständige Werkverzeichnis Das Radierwerk von 1971-1994 in Form einer Buchdokumentation herausgebracht. 2013 erhält die Stadt Reichenbach von Prof. Günter Horlbeck eine umfangreiche Schenkung von 18 Bildwerken aus den Schaffensjahren 1971 bis 1976.

Antifaschistin, Ehrenbürgerin

geb. am 12. Mai 1909 in Plauen
gest. am 12. Juni 2005 in Reichenbach

Nach ihrer Schulzeit begann Gretchen Knoch in einem Plauener Textilbetrieb zu arbeiten. Bereits mit 14 Jahren trat sie dem kommunistischen Jugendverband und der Gewerkschaft des Textilarbeiterverbandes ein. Wegen ihrer politischen Tätigkeit wurde sie mehrmals entlassen und war ab 1930 arbeitslos. Im selben Jahr trat sie der KPD bei. Die Zeit von 1933 bis 1945 war durch Flucht und Gefängnis geprägt. Als Antifaschistin und Angehörige einer illegalen Widerstandsgruppe wurde sie 1933 verhaftet und wegen Hochverrats für zwei Jahre im Zuchthaus Waldheim eingekerkert. Nach Jahren der Emigration wurde sie 1939 in Prag verraten und kam erneut ins Zuchthaus Waldheim. Erst das Kriegsende brachte Gretchen Knoch wieder die Freiheit. 1954 zog sie mit Ihrem Mann nach Reichenbach und arbeitete in einer Kammgarnspinnerei, dann als Sekretärin beim Rat der Stadt und später im Rat des Kreises Reichenbach. Sie wirkte bei der Gestaltung einer neuen Gesellschaftsordnung mit und bekleidete verschiedene Ämter und Funktionen. Ihr besonderes Anliegen war die Aufklärung der Jugend über den Krieg und die Verbrechen des Hitler-Faschismus. Für ihre Verdienste verlieh ihr die Stadt Reichenbach am 31. Mai 1984 die Ehrenbürgerwürde.

Lehrer, Naturforscher, Volkskundler

geb. am 5. August 1829 in Bautzen
gest. am 19. Dezember 1903 in Schneeberg

Köhler kam 1857 nach dem Besuch des Lehrerseminars Bautzen und sechsjähriger Lehrtätigkeit in der Lausitz als Lehrer für Mathematik und Naturkunde an die Realschule Reichenbach. Zielstrebig  beschäftigte er sich mit der Naturkunde des Vogtlandes und promovierte bereits 1860 zum Doktor der Philosophie.  Am 1. Februar 1859 gründete er den „Vogtländischen Verein für Naturkunde“ in Reichenbach und schuf Grundlagen für ein naturkundliches Museum. Unter seiner Leitung wurde der dem Geiste des großen Naturwissenschaftlers Alexander von Humboldt verpflichtete Verein deutschlandweit bekannt und Reichenbach war 1863 Versammlungsort des 5. Deutschen Humboldt-Festes. 1867 erschien sein Hauptwerk „Volksbrauch, Aberglauben, Sagen und andre alte Ueberlieferungen im Voigtlande“, das von der Namenskunde über Siedlungs- und Hausformen, Nahrung und Tracht, Sitten und Bräuche bis zu Sprichwörtern und Sagen fast alle volkskundlichen Überlieferungen erfasste. Dieses früheste und bis heute umfangreichste Sammelwerk ist eine unentbehrliche Quelle für die vogtländische Volkskunde. Während der Reichenbacher Jahre erschien auch sein zweibändiges preisgekröntes Werk „Die Geschichte der Oberlausitz“. 1873 folgte Köhler einer Berufung an das Lehrerseminar in Schneeberg, wo er als Oberlehrer für naturkundliche Fächer bis 1897 tätig war. Bleibende Verdienste erwarb er sich dort 1878 mit der Gründung des Sächsischen Erzgebirgsvereins, den er bis 1899 leitete und als Redakteur der Vereinsschrift „Glück auf“. Viele sächsische Vereine ehrten Köhler durch Ehrenämter und –Mitgliedschaften. König Albert von Sachsen verlieh ihm das Ritterkreuz des Albrechtsordens. Der „Köhlersteig“, ein Weg zwischen Göltzschtalbrücke und Greiz, ist heute noch nach ihm benannt.

Architekt

geb. am 30. April 1893 in Brodersdorf bei Rostock
gest. im April 1945 im KZ Neuengamme

Nach dem Realschulbesuch in Rostock nahm Ladewig eine Maurerlehre an der Baugewerkeschule Holzminden auf, die er später am Polytechnischen Institut in Strelitz (Mecklenburg) fortsetzte. Im August 1914 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst, wurde auf Grund einer Verletzung 1916 aus der Armee entlassen und beendete im Oktober 1918 seine Ausbildung in Strelitz. 1919 bekam er eine Anstellung als  Stadtarchitekt in Waldenburg (Oberschlesien). Bei der Stadt Reichenbach bewarb er sich auf eine Anzeige als 1. Architekt und war von November 1925 bis September 1926 in städtischen Diensten. Nach zweijähriger freiberuflicher Tätigkeit wurde er ab 1. Mai 1928 erneut bei der Stadt angestellt. Ladewigs Aufgaben erstreckten sich auf Entwurf, Ausarbeitung und Bauleitung von städtischen Hochbauten. Unter seiner wesentlichen Mitwirkung entstanden der Wasserturm, die Textilfachschule, eine Siedlung am Erlicht, Wohnbauten an der Schützen- und Bebelstraße, das Krematorium und ein Obdachlosenhaus. Wegen der wirtschaftlichen Notlage mussten die Abteilungen Entwurf und Bauleitung aufgelöst werden, so dass er zum Jahresende 1931 gekündigt wurde. Ladewig befasste sich mit der theoretischen und praktischen Lösung der Kleinwohnungsfrage und dem Entwurf von neuartigen Haustypen, die sich durch außerordentliche Wirtschaftlichkeit, eine einwandfreie Raumanordnung und gute Ausstattung auszeichneten. 1932/33 baute er in Reichenbach die Sternsiedlung, die zu seinem Markenzeichen wurde. Er gründete mit dem Leipziger Architekten Dr. Anacher eine Arbeitsgemeinschaft, um das Projekt der Leipziger Sternsiedlung zu betreiben. 1936 zog er mit seiner Familie nach Hamburg. Wegen der jüdischen Abstammung seiner Frau durften die beiden Kinder nicht an der Hansischen Hochschule studieren. Nach dem Tod seiner Ehefrau, der nie aufgeklärt wurde, schloss er sich dem Widerstand an und zog zu einer Freundin. Im März 1945 wurde Ladewig verhaftet und mit seinen Kindern kurz vor Kriegsende im KZ Neuengamme ermordet.

Illustrator

geb. am 11. Januar 1938 in Reichenbach
gest. am  23. November 2012 in Berlin

Gerhard Lahr besuchte von 1944 bis 1952 die Weinholdschule in Reichenbach. Nach seiner Schulzeit begann er 1953 eine 2-jährige Lehre als Plakat- und Schriftmaler (Gebrauchswerber) in der Werbeabteilung des Kaufhauses am Graben in Reichenbach. Der Reichenbacher Maler Alfred Hirsch und sein Lehrer Herr Herold  beeinflussten ihn schon früh künstlerisch. Er nahm bei Max Gersonde in der Volkshochschule abendliche Zeichenstunden, der ihm dringlich zu einem Studium riet. Gerhard Lahr bewarb sich an der Fachschule für Angewandte Kunst Magdeburg/Fachrichtung Gebrauchsgrafik, studiert dort von 1956 bis 1959 und schloss mit dem Diplom ab. Ab 1959 war er als Grafiker in Halle und Dessau tätig. 1962 folgte ein Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seit 1963 lebte er freischaffend  in Berlin und widmete sich Illustrationen, vorwiegend für Kinder- und Jugendbuchverlage, aber auch für Zeitschriften. Über 150 Kinder-, Jugend- und Schulbücher werden von ihm illustriert. In den Jahren 1969, 1972, 1973 und 1979 erhielt er den Preis „Schönstes Buch" zur Internationalen Buchkunst-Ausstellung Leipzig. 1982 nahm er den "Hans-Baltzer-Preis" des Kinderbuchverlages Berlin entgegen. Gerhard Lahr beschäftigte sich zunehmend auch mit freier Malerei und Grafik – es entstanden neben Landschaftsbildern viele beeindruckende Blumenbilder. Nationale und internationale Ausstellungen unterstreichen die Qualität seiner Arbeiten. 1990 beteiligte er sich mit seinem Werk Berlin – New York an der East Side Gallery in Berlin und überarbeitet es 2009 anlässlich des 20. Jahrestages der Maueröffnung neu.  Anlässlich seines 65. Geburtstages 2003 wurde eine Personalausstellung im Neuberin-Museum gezeigt. Es erschien ein Künstlerkatalog Bilder in Büchern von Gerhard Lahr.  2009 waren Blumenaquarelle im Rahmen der Landesgartenschau in Reichenbach zu sehen und er trug sich in das „Goldene Buch“ der Stadt Reichenbach ein.  Es folgten Schenkungen des Illustrators für die Kunstsammlung der Stadt Reichenbach 2007 und zuletzt 2013 von seiner Frau Annegret Lahr.  

Historiker, Museumsdirektor, Museumspädagoge

geb. am 11. Juli 1900 in Frohburg
gest. am 5. April 1974 in Reichenbach

Nach dem Schulbesuch in Plauen studierte Leipoldt ab 1921 Geschichte, Germanistik und Geografie an der Universität Leipzig. Bereits während des Studiums schrieb er seine Dissertation zum Thema  „Die Geschichte der ostdeutschen Kolonisation im Vogtland auf der Grundlage der Siedlungsformenforschung“. Nach kurzer Tätigkeit im Museum Hohenleuben-Reichenfels kam Leipoldt 1928 an das Sächsische Hauptstaatsarchiv in Dresden. Auf Grund seiner Bahn brechenden Forschungen zur Siedlungsgeschichte wurde er als Geschäftsführer der Zentralstelle für deutsche Flurnamenforschung berufen. Ab 1939 war er in Reichenbach als Leiter des Stadtarchivs, der Stadtbücherei und des Stadt- und Heimatmuseums tätig. Nach 1945 engagierte er sich im 1946 gegründeten Kulturbund. 1953 wurde Leipoldt zum Kreisdenkmalpfleger berufen und ab 1955 wirkte er als Vorsitzender der Kreiskommission der Natur- und Heimatfreunde. Nach dem Zusammenschluss der beiden Heimatmuseen Reichenbach und Mylau wurde Leipoldt 1956 Direktor des Kreismuseums Reichenbach mit Sitz auf der Burg Mylau, das er nach neuen museumspädagogischen Gesichtspunkten umgestaltete. Im ehemaligen Reichenbacher Museum entstand auf der Grundlage seiner theatergeschichtlichen Forschungen 1968 eine „Neuberin-Gedenkstätte“. In Broschüren und Zeitschriften veröffentlichte er mehr als 100 Titel, darunter zahlreiche regionalgeschichtliche Beiträge.

Beamter, Mundartdichter

geb. am 7. Oktober 1862 in Reichenbach
gest. am 20. Juni 1958 in Reichenbach

Der Sohn einer Reichenbacher Tuchmacherfamilie musste schon mit 7 Jahren täglich das Spulrad drehen, um den kargen Lohn seiner Eltern mit zu verdienen. Nach dem Besuch der Bürgerschule trat er als Lehrling in städtischen Dienst und arbeitete sich durch Fleiß bis in die verantwortungsvolle Stellung eines Verwaltungs-Obersekretärs empor. Durch seine dienstliche Tätigkeit und vor allem durch seine vielseitige ehrenamtliche Arbeit in gemeinnützigen Vereinen war er in Reichenbach eine sehr bekannte Persönlichkeit. Emil Leonhardt wirkte im Touristen- und späteren Verschönerungsverein, im Stenographen-, im Turn- und im Vogtländischen Gebirgsverein. Er bekleidete Funktionen bis hin zum Vereinsvorsitzenden und widmete seine Kraft der Natur und der Verschönerung der Umwelt. Unter dem Pseudonym E. Leinweber schrieb er Gedichte, Geschichten und dramatische Stücke, die er von 1900 bis 1936 in 42 Bändchen z. T. im Eigenverlag herausbrachte. In seinen Arbeiten hielt er die originale Reichenbacher Volkssprache sowie Sitten und Brauchtum der Bevölkerung dokumentarisch fest. Eine Tafel an seinem Wohnhaus in der Elisabethstraße 4, in der er von 1905 bis 1958 lebte, erinnert an den bekanntesten Vertreter der nordvogtländischen Mundartdichtung.
Im Neubaugebiet West ist eine Straße nach „Leinweber“ benannt.

Maler, Grafiker, Bildhauer

geb. am 7. April 1927 in Reichenbach
gest. am 7. April 2004 in Leipzig

Nach dem Schulbesuch erlernte Mattheuer von 1941 bis 1944 den Beruf eines Lithographen bei der Druckerei Carl Werner in Reichenbach. Von 1946 bis 1947 studierte er an der Kunstgewerbeschule in Leipzig und anschließend bis 1951 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst. Nach einer kurzen Beschäftigung als freier grafischer Mitarbeiter der „Illustrierten Rundschau“ in Berlin kehrte er an die Hochschule als Assistent zurück und wirkte ab 1957 als Dozent in der Fachrichtung angewandte Kunst und zwischen 1965 bis 1974 als Professor. Seitdem arbeitete Mattheuer als freischaffender Künstler in Leipzig. Als Maler und Grafiker beteiligte er sich an bedeutenden Ausstellungen im In- und Ausland und erhielt hohe Auszeichnungen, so u.a. 1973 den Kunstpreis der DDR sowie 1974 und 1984 den Nationalpreis der DDR. Seit 1978 war er Mitglied der Akademie der Künste und gehörte zu den Mitbegründern der sogenannten Leipziger Schule. Eines seiner bedeutendsten Werke ist die Plastik „Der Jahrhundertschritt“. Anlässlich seines 60. Geburtstages verlieh ihm die Stadt Reichenbach 1987 die Ehrenbürgerwürde. Im Jahr 2003 schenkte Mattheuer seiner Heimatstadt die Plastik „Gesichtzeigen“, die am Marktplatz ihren Standort erhielt.

Schauspielerin, Theaterprinzipalin, Autorin

geb. am 8. März 1697 in Reichenbach
gest. am 29. November 1760 in Laubegast bei Dresden

Friederike Caroline Neuber kam als einziges Kind des Gerichtsinspektors Daniel Weisenborn im alten Gerichtshaus am Johannisplatz zur Welt. 1702 zog die Familie nach Zwickau. Die häusliche Tyrannei des Vaters trieb im Februar 1712 das 15jährige Mädchen gemeinsam mit dem Anwaltsgehilfen zur Flucht. Bereits drei Monate später wurde die per Steckbrief Gesuchte nach Zwickau zurückgebracht. 1715 floh sie erneut, jetzt mit dem Studenten Johann Neuber, ihrem späteren Ehemann. So kamen sie 1716 nach Braunschweig und fanden dort Anschluss an die dort gastierende Schauspielgesellschaft des Christian Spiegelberg. Von 1727 bis 1756 leitete die „Neuberin“ mit Unterbrechungen ihre eigene Theatergruppe, die in zahlreichen deutschen Städten, u.a. in Leipzig, Dresden, Braunschweig, Hamburg und Kiel auftrat. Ihre Schauspieltruppe ist bekannt und berühmt und erhält mehrere Privilegien. Es war aber nicht nur die schauspielerische Qualität, die die Neuberin bekannt machte, sondern auch ihre Bemühungen für eine gründliche Reform des Theaters. 1737 verbannte sie den „Harlekin“ und die bis dahin üblichen „Haupt- und Staatsaktionen“ von der Bühne. Dabei stieß sie auch auf Neid, Hass und Feindschaft unter Kollegen und Konkurrenten. Ihr Bemühen galt der Einführung eines bürgerlichen deutschen Theaters. Mit ihrer Truppe gastierte sie 1740 in Petersburg. 1748 führte sie Lessings Erstlingswerk „Der junge Gelehrte“ auf und leitete damit eine deutsche Theatertradition ein, die bis in unsere Gegenwart hineinreicht. In den Wirren des Siebenjährigen Krieges fand sie Zuflucht in Dresden. Als die Stadt beschossen wurde, floh sie nach Laubegast, wo sie verarmt und einsam starb. In Reichenbach wurde 1989 eine Straße nach der Neuberin benannt. In ihrem Geburtshaus ist heute das Neuberin-Museum untergebracht. Seit 1949 gibt es das Neuberinhaus, ein Konzert- und Veranstaltungshaus. 

Maler, Grafiker

geb. am 22. Januar 1914 in Cunsdorf
gest. am 17. Februar 2006 in Zella-Mehlis

Nach dem Schulbesuch machte Otto Paetz zunächst eine dreijährige Ausbildung als Dekorationsmaler in Reichenbach. Durch Gewerbelehrer Paul Kreher erhielt er besondere Förderung im Naturstudium und Aquarellieren. Zwischen 1935 und 1939 besuchte er die Meisterschule für Handwerk und Angewandte Kunst in Weimar. Von 1941 bis 1945 studierte Paetz an der Kunsthochschule Weimar und war Meisterschüler bei Prof. Walther Klemm. Nach dem Krieg schlug er den Weg eines freischaffenden Künstlers ein. Ab 1947 arbeitete er fünfzehn Jahre als Lehrer an der Volkshochschule Weimar. 1962 übernahm er die Leitung der Weiterbildung für Kunsterzieher des Bezirkes Erfurt und war außerdem Leiter eines Mal- und Zeichenzirkels im Büromaschinenwerk Sömmerda. 1963 erhielt Paetz den Literatur- und Kunstpreis der Stadt Weimar und 1971 den Kunstpreis der DDR. Er war einer der bekanntesten Thüringer Maler und prägte die Kunstlandschaft Thüringens wesentlich mit. Charakteristisch für ihn sind seine unverfälschten Landschaftsbilder. Schwerpunkte seines Schaffens waren zunächst Ölgemälde, später Aquarellstiftzeichnungen, Feder- und Grafikzeichnungen sowie Radierungen. Anlässlich seines 90. Geburtstages verlieh am 6. Februar 2004 die Stadt Reichenbach Otto Paetz die Ehrenbürgerwürde.

Lehrer, Schriftsteller

geb. am 21. August 1855 in Reichenbach
gest. am 14. Februar 1945 in Dresden

Als er als siebentes Kind des Lehrers und Kantors Schmidt geboren wurde, ahnte niemand seine besondere Begabung. Er lernte mit den älteren Geschwistern bei den Schulaufgaben, lernte auf Spaziergängen mit dem Vater nebenbei Latein und Französisch und war daher in der Schule seinen Altersgenossen weit voraus. Mit 13 Jahren lernte er Griechisch. Der Direktor der Realschule C. B. Weinhold förderte den lernbegierigen Schüler und als dieser mit 15 Jahren die Aufnahmeprüfung für das Dresdner Kreuzgymnasium mit ausgezeichneten Ergebnissen bestand, erließ man ihm das erste der fünf Schuljahre. Mit 23 Jahren schloss er sein Studium der klassischen Philologie und Geschichte an der Universität Leipzig mit dem Doktortitel ab und wirkte als Gymnasiallehrer in Meißen und Dresden und von 1891 bis 1905 als Professor an der berühmten Fürstenschule St. Afra in Meißen. Später war er Rektor des Gymnasiums Wurzen und des Gymnasiums Albertinum in Freiberg. 1919 wurde er in den Ruhestand versetzt und nahm seinen Wohnsitz in Dresden. Ab 1895 veröffentlichte Schmidt Untersuchungen zur deutschen Geschichte und ab 1900 insbesondere zur sächsischen Geschichte. Er durchwanderte das ehemalige Kurfürstentum Sachsen, lernte Land und Leute und ihre Vergangenheit kennen. Es erschien sein siebenbändiges Werk „Kursächsische Streifzüge“. Mit Recht wird er als „sächsischer Fontane“ bezeichnet. 181 Bücher, Sonderdrucke und Aufsätze entstammen seiner Feder. In der Nacht zum 14. Februar 1945 wird Schmidt Opfer beim Bombeninferno in Dresden. Anlässlich seines 70. Geburtstages ernannte ihn 1925 der Rat der Stadt Reichenbach zum Ehrenbürger. Zu seinem 85. Geburtstag 1940 brachte man am Geburtshaus in der Langen Gasse 8 eine Gedenktafel an. Eine Straße im Neubaugebiet West ist nach Prof. Schmidt benannt.

Chemiker, Wissenschaftler, Hochschullehrer

geb. am 25. Mai 1905 in Reichenbach
gest. am 4. Dezember 1983 in Berlin

Nach dem Abitur am Reichenbacher Realgymnasium studierte Schwabe von 1924 bis 1927 Chemie an der Technischen Hochschule Dresden, promovierte 1928 und habilitierte 1933. Da er sich weigerte, dem nationalsozialistischen Dozentenbund beizutreten, wurde er von der Hochschule exmittiert und arbeitete in der Papierfabrik Kriebstein. 1944 übernahm er den Aufbau des Forschungsinstituts für chemische Technologie in Meinsberg, das er bis zu seinem Tod leitete. 1949 wurde er Direktor des Instituts für Elektrochemie und physikalische Chemie an der Technischen Hochschule Dresden. Von 1958 bis 1969 übernahm er die Leitung des Bereichs Radiochemie im Zentralinstitut für Kernpysik Rossendorf. Seit 1965 leitete er außerdem die Zentralstelle für Korrosionsschutz. 1961 wurde Prof. Schwabe vom Senat der TU Dresden zum Rektor gewählt. Dieses Amt übte er vier Jahre aus. Seine wissenschaftliche Forschungsarbeit wurde in ca. 450 Beiträgen in Fachzeitschriften des In- und Auslandes bekannt gemacht und schlug sich auch in über 50 Patenten nieder. Das von ihm verfasste dreibändige Werk über die Physikalische Chemie gehört zu den Standardwerken dieses Fachgebietes. Sein erfolgreiches Schaffen fand Anerkennung durch die Wahl in wissenschaftlichen Vereinigungen, so u.a. als Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, der Deutschen Akademie Leopoldina zu Halle und des Präsidiums der Kammer der Technik. Schwabe erhielt zahlreiche staatliche Auszeichnungen, darunter den Nationalpreis 1. und 2. Klasse (1954 und 1961), den Orden „Banner der Arbeit“ und den Titel „Held der Arbeit“. Im Jahre 1963 verlieh ihm die Technische Hochschule Karl-Marx-Stadt die Ehrendoktorwürde. 1982 ernannte ihn die Stadt Reichenbach zum Ehrenbürger. An seinem Geburtshaus in der Birkenstraße 3 erinnert seit Dezember 1999 eine Gedenktafel an den berühmten Sohn.

Lehrer, Schulreformer, Gründer der Webschule und Realschule

geb. am 10. Januar 1816 in Freiberg
gest. am 5. Juni 1871 in Reichenbach

Der Sohn eines armen Schuhmachers wurde auf Grund seiner Begabungen 1824 am Freiberger Gymnasium aufgenommen, das er 1833 mit der Obersekunda abschloss. 1834 wechselt er zum Lehrerseminar. Ein Jahr darauf legte Weinhold die Prüfung ab und ging an die Eusebiusschule in Freiberg und später nach Zwickau. Am 31. Mai 1838 wurde er als Oberlehrer an die Reichenbacher Mädchenschule berufen. Er ordnete den Unterricht an dieser Einrichtung neu und übernahm außerdem die 1830 gegründete Sonntagsschule. 1848 führte er praktische Übungen am Webstuhl und an der Jacquardmaschine ein, da er die Notwendigkeit einer besseren Berufsausbildung im Tuchmacher- und Weberhandwerk erkannte. Dies war die Geburtsstunde der Webschule in Reichenbach als Vorläuferin der späteren Textilingenieurschule. Die Ausbildung wird heute an der Westsächsischen Hochschule im Fachbereich Textil- und Ledertechnik fortgeführt. Im Jahr 1849 rief Weinhold zur Errichtung einer Realschule auf und begründete damit die höhere Schulbildung in der Stadt. Der Stadtrat ernannte ihn 1854 zum Direktor des städtischen Schulwesens und er wirkte unermüdlich bei der Reorganisation und Umgestaltung. Er trennte die Realschule von der Volksschule und  führte den Fachunterricht ein. In den Oberklassen unterrichtete er Geografie, Deutsch und Geschichte. Sein persönlicher Einsatz führte 1868/69 zum Neubau der Altstadtschule. Für seine Verdienste verlieh ihm die Stadt zum 25. Dienstjubiläum das Ehrenbürgerrecht. 1882 wurde eine Straße nach ihm benannt, an der die Weinholdschule steht, die 1874 als Realschule geweiht wurde. Vor dem Schulgebäude steht seit 1974 eine Büste Weinholds (Weihe 1899).