Lessing im Dritten Reich

10:00 - 16:00 Uhr
Neuberin-Museum der Stadt Reichenbach
Johannisplatz 3
08468 Reichenbach im Vogtland
Tel: 03765 / 52 44 150 oder 21 13 1
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Kaum einer hat die Entwicklung von Literatur und Theater in Deutschland so nachhaltig beeinflusst wie Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781). Er schrieb hierzulande die ersten Literaturkritiken und kämpfte mit spitzer Feder für ein freies Theater, das nicht mehr das Leben bei Hofe, sondern den Alltag der Bürger thematisierte. Die von ihm verfassten Dramen bildeten den Auftakt für das – vom antiken Vorbild gelöste – neuere deutsche Drama und machten Lessing zum Wegbereiter der Emanzipation des Bürgertums. Er war Tragödien- und Komödienschreiber, Verfasser von Fabeln und Gedichten, Literatur-, Kunst- und Kirchenhistoriker und -kritiker, Literaturtheoretiker und Philosoph. Zusammen mit Friederike Caroline Neuber zählt er zu den Begründern des deutschen Nationaltheaters. Darüber hinaus führte Lessing den Begriff der Empfindsamkeit in die Literatur- und Geisteswissenschaften ein. Zudem hatte er großen Anteil an der Profilierung der Ästhetik als allgemeine Kunsttheorie sowie an der Einführung der Kritik als eigenständige Disziplin.

In seinem gesamten Schaffen setzte sich Gotthold Ephraim Lessing für die aufklärerischen Ideale der Vernunft, Toleranz, individuellen Freiheit und Menschlichkeit ein. Er hinterfragte kritisch die Autoritäten und die Religionen seiner Zeit und kämpfte zeitlebens gegen Antisemitismus in der Gesellschaft. Sein Eintreten für Freiheit und Toleranz - auch in Glaubensfragen – ließ ihn zum führenden Vertreter der deutschen Aufklärung werden.

Wie in der Zeit des Dritten Reiches versucht wurde diesen Autor mit seinen zentralen, bis heute relevanten Themen für die Zwecke der menschenverachtenden nationalsozialistischen Ideologie zu vereinnahmen, ist ein geradezu monströses, abstruses Kunststück. Eine Auseinandersetzung mit diesen Verfälschungsversuchen ist in unserer, von sog. "Fake News" geplagten Zeit wichtiger denn je.

Die in Zusammenarbeit mit dem Lessingmuseum Kamenz im Neuberin-Museum gezeigte Sonderausstellung widmet sich der widersprüchlichen Wahrnehmung Lessings in der Zeit des Nationalsozialismus, einem wenig erforschten Thema von hohem Erkenntniswert.

Die Exposition geht dabei der Frage nach, wie innerhalb der nationalsozialistischen Diktatur mit dem Andenken und Werk Lessings umgegangen wurde: Wie verhielten sich die Ideen eines erklärten Kosmopoliten und Verfechters der Judenemanzipation zu einer Weltanschauung, die auf den Säulen Rassenideologie, Antisemitismus und gewaltsame Expansion ruhte?

Lessing war für die Nationalsozialisten eine besondere ‚Herausforderung‘. Zu bedeutend, um ihn ignorieren zu können, und zugleich unabdingbar für die historische Legitimation des Regimes. Aufführungen wie z.B. beispielsweise die der “Emilia Galotti”, unter der Regie von Gustaf Gründgens 1937, täuschten mit darüber hinweg, dass z.B. “Nathan der Weise” von den deutschen Bühnen verbannt blieb. Bevorzugt wurden u.a. Inszenierungen des Lustspiels “Minna von Barnhelm”. Viele Regisseure sahen gerade bei diesem Stück vor dem Hintergrund des Siebenjährigen Krieges eine Möglichkeit, Lessings Absichten zu verfälschen und ihn im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie zu vereinnahmen.

Doch trotz selektiver Wahrnehmung, Verfälschung und Vereinnahmung gelang es nicht, eine Deutungshoheit über sein Werk zu gewinnen. 

Eintrittspreise

Sonderausstellung: Erwachsene 1,00 EUR / Dauerausstellungen : Erwachsene 2 EUR

Neuberin-Museum Reichenbach

Johannisplatz 3
08468 Reichenbach
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